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Seit meinem letzten Eintrag ist eine gute Woche vergangen. Das war keine Verschnaufpause. Atem hole ich mit diesem Blog.
Wir sind nicht mehr mit Zelensky im Oval Office (28. März). In den USA hat sich seither ein noch stärkerer Tornado an unfassbaren Ereignissen entfesselt und mir den Atem verschlagen. Mein Blick war ganz auf Donald Trumps Amerika gerichtet. Ich liess mich von den transatlantischen News hypnotisieren, wie Mogli im Bann der Schlange (in Walt Disneys «Dschungelbuch»)... Wo nur blieb die Klar- und Gefasstheit, die ich mir vorgenommen habe.
Apropos Disney: Wer wie ich tief im «amerikanischen Jahrhundert» geboren ist, als Europäer, hat seit Kindesbeinen eine enge Bindung zu jenem grossen Land entwickelt. Ich selbst habe es oft bereist, dort gelebt. Meine früheste Kindheitserinnerung ist die amerikanische Mondlandung 1969. Seither habe ich den Aufstieg von Disney, Microsoft, Apple, Google, YouTube erlebt. Ich habe die New York Times abonniert, den «New Yorker». Keine Literatur ist mir näher als die US-amerikanische. Vielleicht fällt es mir deshalb so schwer, meinen Blick ab-zuwenden.
Jetzt scheint diese Kultur zusammenzubrechen. Heisst das, wir müssen ihr Adieu sagen? Heisst «Sich-auf-Europa-besinnen», dass wir auf die amerikanische Kultur verzichten sollen? Ja und nein. Wir müssen uns distanzieren. Wir müssen unsere Perspektive ändern: Was dort geschieht, muss nicht hier passieren.
Die hypnotische Wirkung der Ereignisse in den USA haben vielleicht mit der Angst zu tun, dass sie auch uns blühen könnten. Diese Angst ist berechtigt. Rechtextremismus und Oligarchie sind auch in Europa auf dem Vormarsch. Aber wir haben die Wahl. Wir können unsere Institutionen, unsere solidarische Gesellschaftsform, unsere Existenzgrundlagen, unsere Unabhängigkeit verteidigen.
Trotz des zunehmend faschistischen Gehabes der Trump-Gang funktioniert «dort drüber» die Meinungsfreiheit noch ganz ordentlich. Man muss sich nur einmal eine Late Show von Jimmy Kimmel anschauen. Davon können wir uns etwas abschneiden. Immer mehr Amerikaner:innen – nicht nur Bernie Sanders – stehen auf gegen die Milliardäre und deren völlige Empathielosigkeit.
In der Flut der unzähligen Wortmeldungen bin ich auf das Thema «Wahrnehmung vs. Perspektive» gestossen. Es war nützlich. Aber davon im nächsten Post.
Fortsetzung folgt.
Bild: Disney